Giottos Ankunft. The motion picture.


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A. Einleitung 02 B. Hauptteil b.a. Beschreibung des Inhalts โ€“ (Koppelung) 06 b.b Verdeutlichung des Prinzips โ€“ (Rรผckkoppelung) 11 b.c Diskussion der Funktion โ€“ (Entkoppelung) 22 C. Resรผmรฉe 31 D. […]

Erschienen

Bearbeitet

A. Einleitung 02

B. Hauptteil

b.a. Beschreibung des Inhalts โ€“ (Koppelung) 06

b.b Verdeutlichung des Prinzips โ€“ (Rรผckkoppelung) 11

b.c Diskussion der Funktion โ€“ (Entkoppelung) 22

C. Resรผmรฉe 31

D. Literatur- und Medienverzeichnis 35

E. Bildverzeichnis und Anhang 38

โ€žO eitler Ruhm des Kรถnnens auf der Erden!

Wie wenig dauert deines Gipfels Grรผn,

Wenn roher nicht darauf die Zeiten werden.

Als Maler sah man Cimabue blรผh’n,

Jetzt sieht man รผber ihn den Giotto ragen,

Und jenes Glanz in trรผber Nacht erglรผh’n.โ€œ1Aโ€“Einleitung

Das was wir als Bild bezeichnen, kann vielfรคltig sein. Es kann als Gemรคlde z.B. fรผr sich allein stehen, es kann aber auch als Teilganzes in einem Fresko oder Altarbild z.B. auf andere Bilder referieren, die sich in seinem unmittelbaren Umkreis befinden. Inhaltlich kann ein Bild sichtbare Dinge der Wirklichkeit wiedergeben, Unsichtbares durch Codes reprรคsentieren, oder gar Texte direkt veranschaulichen, fรผr diejenigen die spezifische Texcodes nicht lesen kรถnnen oder wollen. Ein Bild kann auch im Zusammenspiel von Form und Inhalt Aussagen treffen, die es als Bild negieren und Auflรถsen โ€“ etwa wenn es durch Imitation vorgibt einer anderen Kategorie anzugehรถren oder seine Genese als Bild zu verbergen sucht. Eine solche Palette an Mรถglichkeiten ist dem Bild jedoch nicht ursprรผnglich gegeben, sondern resultiert aus dem Zusammenspiel gesellschaftlicher, technischer, philosophischer und anderer Einflรผsse mehr. Eine vรถllige Loslรถsung der als modern bezeichneten Bildmittel von ihren Vorgรคngern ist nicht ernsthaft anzunehmen โ€“ auch deshalb nicht, da selbst mittels neuer Darstellungstechniken traditionell etablierte Narrations- und Kompositionsmuster lediglich โ€˜prรคziserโ€˜ angewendet werden. In einer solchen, stets als vorwรคrtsschreitend angenommenen, teleologischen Entwicklung hin zur โ€˜end-gรผltigenโ€˜ Objektivierung und Simulation der Wirklichkeit, steht das bildhafte Darstellen โ€“ ob nun z.B. einzeln, seriell, starr, beweglich, sich bewegend, flach oder dreidimensional โ€“ zunรคchst nur im Gegensatz zum mรผndlichen oder schriftlichen รœberliefern und Schildern von Geschehnissen, aus denen es sich speist und mit deren Hilfe es auch wieder weiter kommuniziert wird. Gewisse Sprรผnge und Schleifen in der Entwicklung der bildhaften Darstellung sind aber dennoch kontrastierend anhand Einzelpositionen zu bemerken. Den Beginn einer solchen Sequenz sieht man im รœbergang von der italo-byzantinischen Bildtradition hin zu der Epoche, die zeitlich und personell an Giotto di Bondone um das Jahr 1300 festgemacht und von Max Imdahl folgendermaรŸen gedeutet wird: โ€žEs ist eine der wichtigsten und auch immer gewรผrdigten Errungenschaften der Kunst Giottos, den gegenstandsreferentiellen Bildwerten ein hohes und bis dahin in der mittelalterlichen Malerei nicht gekanntes MaรŸ an empirischer Augenscheinlichkeit hinzugewonnen zu haben. Diese รคuรŸert sich in der ganz offensichtlichen Kรถrperlichkeit der Figuren sowie in deren Statuarik, in den Saumfรผhrungen und Faltenbildungen der Gewรคnder, die eine deutliche Abhรคngigkeit von Standmotiven und Gebรคrden bezeugen, schlieรŸlich in den ganz unverkennbaren Ansรคtzen zu einer korrekten und das Raumbild einheitlich systematisierenden Perspektivik […].โ€œ2 Theodor Hetzer merkt im Hinblick auf die durch Giotto ausgelรถsten Neuerungen an, daรŸ โ€ž[e]s [โ€ฆ] das Eigentรผmliche epochemachender Menschen [ist], daรŸ wir uns immer mehr dazu aufgefordert fรผhlen, die fernste Zukunft mit ihnen zu verknรผpfen, als sie zur nรคchsten Vergangenheit in Bezug zu setzen. Vor ihnen liegt eine weite, aber zusammengehรถrende StraรŸe, hinter ihnen wurde die Brรผcke abgebrochen.โ€œ3 Betrachtet man die kunstgeschichtliche Forschung der Arbeiten Giottos und die ihn umgebende Mythologie, hat man den spontanen Impuls sich der einhelligen Meinung anschlieรŸen zu wollen, daรŸ mit Giotto die groรŸe Zeit der italienischen Tafelmalerei des 14. und 15. Jahrhunderts beginnt, die in vielbildrigen Zyklen Monumentalbauten schmรผckten und dem Zusammenwirken von Bild und Bau neue Mรถglichkeiten gab4 โ€“ daรŸ mit ihm gar der Grundstein unseres heutigen modernen Bildkosmosโ€˜ gelegt wurde. Die Anlage baumeisterlicher Tรคtigkeit und Fรคhigkeit als Grundstein der Malerei spรคterer Jahrhunderte mit ihren Perspektivbauten und Raumillusionen bis hin zur Entwicklung der bildgebenden Medien Photographie, Film und der mittels Computeralgorythmen generierten Bilder, kann sich bereits in Giotto als einem praktizierenden Architekten mit ausgeprรคgtem Hang zu interdisziplinรคrem Denken finden lassen. โ€žIn addition, it was almost certainly also a function of Giotto’s other activities, particularly his military concerns with surveying and topography which arose from his position as superintendent of fortifications in Padua.โ€œ5 Diese tektonische Kompetenz zeigt sich insbesondere in seiner Benutzung von Szenenbauten, die in ihrer Genese und Funktion eine ร„hnlichkeit zu Bauten aufweisen, die auch dem Medium Film zentral sind. Im Folgenden soll Giottos Vorgehen bei der Gestaltung der so genannten Arenakapelle (Capella degli Scrovegni) in Padua mit dem Vorgehen der Brรผder Lumiรจre verglichen werden, die mit ihrem Cinรฉmatrographe6 dasjenige Medium etablierten, das heute als Film bekannt ist. Das Aufzeigen von Parallelen zwischen der Dramaturgie Giottos und denen der Filme der Brรผder Lumiรจre sowie das darin zum Ausdruck gebrachte Selbstverstรคndnis der unterschiedlichen Bildtypen soll hiermit versuchsweise anskizziert werden, denn โ€ž[b]ei Giotto [โ€ฆ], das dรผrfen wir ohne รœbertreibung behaupten, verbindet sich mit dem Genie auch die Frรถste geschichtlicher Bedeutung; Die gesamte neuere europรคische Malerei, die bei all ihrem kaum รผbersehbaren Reichtum, ihrer Gliederung, ihrer Entwicklung, ihren nationalen Besonderheiten [โ€ฆ] ein wunderbares Ganzes bildet, sie ruht auf Giottos Werk.โ€œ7  Wรคre es gar erlaubt zu schluรŸfolgern, der Film bezรถge sich in seinen Mitteln auf die in Giottos Bildern erkennbaren Bild- und Zyklenkompositionen samt all den bildkompositorischen und narrativen Raffinessen, auf die die Herren Imdahl, Hetzer, von Rumohr, Gosebruch, Rintelen, Baxandall, Panofsky, Hegel etc. nicht mรผde werden stolz und bestimmt hinzuweisen? Wo wรคre eine Verbindung zu lokalisieren? Oder wie kรถnnte eine solche (falls sie nicht augenscheinlich bestรผnde) konsistent und รผberzeugend hergeleitet โ€“ in Anlehnung an das Thema: montiert werden? 

Kรถnnte man vermuten, Giotto wรผrde die heute etablierten und allseits zur Anwendung gebrachten Stilmittel des Films frรผh oder in einer basalen Form zum Ausdruck bringen? Gegen die bloรŸe Vermutung ist zunรคchst nicht viel entgegenzuhalten, es kommt aber darauf an, sich nicht zum Ziel zu setzen, eine per se unbeweisbare Hypothese aufzustellen und Punkte willkรผrlich miteinander in Beziehung zu setzten, sondern eine Hypothese in dem BewuรŸtsein aufzustellen, eben eine Hypothese zu sein โ€“ einen Versuch zu wagen anhand unterschiedlicher, aber zu vereinbarender, kunstwissenschaftlicher Kompetenzfelder. In diesem Sinne muรŸ โ€ž[u]m freilich dem, was die Worte sagen, dasjenige abzuringen, was sie sagen wollen, [โ€ฆ] jede Interpretation notwendig Gewalt brauchen. Solche Gewalt kann aber nicht schweifende Willkรผr sein. Die Kraft einer vorausleuchtenden Idee muรŸ die Auslegung treiben und leiten. Nur in der Kraft dieser kann eine Interpretation das jederzeit Vermessene wagen, sich der verborgenen inneren Leidenschaft eines Werkes anzuvertrauen, um durch diese in das Ungesagte hineingestellt und zum Sagen zu desselben gezwungen zu werden. Das aber ist ein Weg, auf dem die leitende Idee selbst in der Kraft der Durchleuchtung an den Tag kommt.โ€œ8 Diese Sichtweise soll einerseits auf die hier vorgenommene Interpretation der Arbeiten Giottos anzuwenden sein, aber auch auf die Interpretationsleistung bzw. Motivation Giottos selbst, den Bibeltext bildlich formulieren zu wollen. Die Kraft der Durchleuchtung lรครŸt sich mรผhelos in den Bildern Giottos erkennen (die dahinterliegenden Texte und Motive in den Bildern leuchten gewissermaรŸen durch sie hindurch) โ€“ das Prinzip der forcierten Durchleuchtung eines Materials kommt aber auch ganz konkret in dem Medium Film โ€“ das mit Lichtprojektion verschiedenartige Illusion der Ort, Zeit, Psyche etc. erfolgreich vermittelt โ€“ zur zentralen Anwendung. 

Sie soll auch das Motiv dieser Arbeit sein.

Bโ€“Hauptteil

b.a. Koppelung

Die Aufgabe eines Bilderproduzenten zu Giottos Zeiten beschrรคnkte sich auf die zuverlรคssige auftragskonforme Transkription von Geschehnissen. โ€žThe painter was more of a workman than an artist. The Church had more use for his fingers than for his creative ability. It was his business to transcribe what had gone before. This he did, but not without signs here and there of uneasiness and discontent with the pattern. There was an inclination toward something truer to nature, but, as yet, no great realization of it. The study of nature came in very slowly, and painting was not positive in statement until the time of Giotto and Lorenzetti.โ€œ9 Der funktionale Aspekt der Bilderzeugung stand Anfang des 14. Jahrhunderts im Vordergrund โ€“ persรถnliche (womรถglich divergierende und provokante) Weltansichten konnten die Maler nur mit untergeordneten, subtilen Mitteln realisieren. In รคhnlicher Weise wurden die ersten Vorfรผhrungen der Brรผder Lumiรจre unter funktionellen Aspekten betrachtet und interpretiert โ€“ die von ihnen aufgestellten positiven Stellungnahmen noch nicht bemerkt. Augenzeugen sahen die Mรถglichkeiten des Mediums Film primรคr als Steigerung der naturalistischen Prosa jener Zeit. Wรคhrend in Giottos Beispiel noch das Bild als Resultat einer Unterordnung des Bibeltextes verwendet wurde, kehrte man dieses Text-Bild-Verhรคltnis im Falle des Films um und sah die Bilder als den Texten รผbergeordnet. Aber auch bei Giotto klingt schon ein โ€˜Sich-Verfรผgbarmachenโ€˜ der Bibeltexte fรผr sein eigenes Bild- und Narrationsverstรคndnis an, das in seiner technischen Ausprรคgung und als Ergebnis eines Rationalisierungsprozesses im Siegeszug der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts sich die Welt konsequent verfรผgbar machte. โ€žEinleitend wurde schon angedeutet, daรŸ das heilsgeschichtliche Ereignisbild eine Bilderfindung ist, welche selbst sowohl auf einen vorgegebenen narrativen Text oder auch auf vorgegebene narrative Texte Bezug nimmt als auch auf Phรคnomene der visuellen Gegenstandsgegebenheit. Die gegenstandsbezogenen Bildwerte รผberfรผhren das textbezogene Vorstellbare ins Sichtbare und prรคzisieren es dadurch. Die Art und Weise, wie dies geschieht, wie also Textreferenz und Gegenstandsreferenz sich ineinander vermitteln, ist bedingt in der Ausdrucksmacht der Bildlichkeit. Deren Leistungsvermรถgen bemiรŸt sich danach, in welchem MaรŸe das je Referentielle in der Sinneinheit des Bildes selbst รผberstiegen ist.โ€œ10 Giottos Ereignisbilder stehen in Relation zu Text allgemein, so wie etwa die Filmsequenz sich zum Drehbuchtext verhรคlt, der einerseits die inhaltliche Dramaturgie vorgibt aber andererseits auch klare Anweisungen fรผr die bildliche Gestaltung liefert (z.B. in Form von close-up, Totale, Halbtotale, Schwenk, fade-in, voice-over etc.). Die darstellende Ereignisimagination ist in beiden Fรคllen eine รœbersetzung des Nicht-Miterlebten ins Sichtbare, durch einen konkreten Text veranlaรŸt. Im Gegensatz zu Augenzeugenberichten oder freien Einbildungen ist Giottos Werkbindung an eine konkrete Schrift โ€“ Die Heilige Schrift โ€“ unerlรครŸlich. Sie soll immer Textreferenz sein, so wie der Film Wirklichkeitsreferenz sein soll. Insofern wird in beiden Fรคllen ein Zusammenhang zwischen Ereignis, Ereignistext und Ereignisbild konstituiert, das als Kontinuitรคtshintergrund die Akzeptanz des Gesehenen beim Betrachter verstรคrkt. Giottos bildnerische Ereignisse sind nicht beliebige, sondern fรผr die Erzรคhlung notwendige. Jede isolierte Darstellung ist demzufolge bedingt durch einen einzigen, das ganze Bild gleichmรครŸig belebenden Gedanken. โ€žEben darin beruht [โ€ฆ] das prinzipiell Neuartige in der Kompositionskunst Giottos, daรŸ nรคmlich das Bildfeld in seiner gegebenen (das heiรŸt vom Kรผnstler gewรคhlten) Dimensionierung als ein Koordinatensystem raum-zeitlicher Kategorien wie ,Woherโ€˜, ,Hierโ€˜, ,Wohinโ€˜ und ,Vorherโ€˜, ,Jetztโ€˜ und ,Nachherโ€˜ begriffen wird zugunsten einer ร–ffnung der dargestellten heilsgeschichtlichen Ereignisse auf ein Miterleben der bildbetrachtenden Subjektivitรคt.โ€œ11 Demzufolge nimmt Giotto mit seinen Fresken eine Animation โ€“ eine sprichwรถrtliche Beseelung โ€“ der in und mit ihnen dargestellten und ihnen zugrundeliegenden Heilsgeschichte vor, indem er diese in neue Werte รผbertrรคgt und โ€žden Figuren in der Malerei ihre Kรถrperlichkeit wiedergegeben hat und freie Bewegung im Raum. Damit begann eine neue Epoche der europรคischen Malerei.โ€œ12 Die Grรผnde fรผr eine Ermรถglichung der Animation sind in den technischen Verรคnderungen zu suchen, die sich in Giottos Fall in einem Suchen nach einer perspektivischen Raumkonstruktion, einem zentralperspektivischen System, sowie einer neuer Zubereitungsart der Malmittel รคuรŸern (Abb. 1). โ€žDiese Bindungsmittel รผbten auf die Farben keinen verdunkelnden EinfluรŸ aus, sondern lieรŸen sie hell und klar. Wichtiger jedoch war die Umwandlung, welche durch Giotto in Rรผcksicht auf die Wahl der Gegenstรคnde und deren Darstellungsweise in die italienische Malerei hereinkam.โ€œ13 Mit der Entwicklung des Film- und Projektionsapparates Ende des 19. Jahrhunderts gelang die Animation (und damit in gewisser Weise die vorheriger Jahrhunderte fehlende Beseelung) toter und unbeweglicher, starrer Bilder, die Giotto noch unter Zuhilfenahme der episodenhaften Aneinanderreihung und Querverbindung einzelner, isolierter frames zu vermitteln suchte. โ€žEver since Vasari it has become customary to see Giotto as a key figure in the reemergence of realism as a goal in Western art. [โ€ฆ] Some have pointed to a new interest in the natural world inspired by the Franciscan movement. Gombrich has connected this interest, in turn, with a new emphasis on narrative, such that paintings were involved with stories in cycles rather than isolated topics. Hence Giotto’s realism at Assisi, Padua and Florence was partly a function of his telling a story in many episodes.โ€œ14 Die Vermittlung von Realitรคt ist demzufolge nicht an eine Weiterentwicklung maltechnischer Apparaturen und Werkzeuge gebunden, sondern ist ein Prinzip der betrachterfokussierten Narration und der Anordnung vieler unterschiedlicher Einzelsegmente zu einem homogenen, kontinuierlichen (Bilder)zyklus15 (Abb. 2). In dem Sinne, als daรŸ โ€žMontage [โ€ฆ] der Darstellung der Welt [dient]. Diese Welt muss nicht unbedingt das sein, was man gemeinhin Realitรคt nennt. Sie kann eine fantastische und imaginรคre sein, eine schwarz-weiรŸe, stumme, realistische oder animierte. Doch sie muss eine Welt sein, deren Kontinuum jenseits der Einstellung gedacht wird. Die Illusionskraft eines Films liegt eben darin, dass er es schafft, uns in die Bereitschaft zu versetzen, an dieses Kontinuum zu glauben, unabhรคngig von dem Wissen, dass es in Wirklichkeit nicht existiert. Montage, die ja gerade das Diskontinuierliche zur Natur hat, muss sich der Einschrรคnkung fรผgen, dass ihre Diskontinuitรคt ausschlieรŸlich im Dienst eines Kontinuums steht.โ€œ16 Die bildnerische Darstellung der Welt ist eine Frage der Dramaturgie und damit eine inhaltliche Angelegenheit, die unabhรคngig von einem bestimmten Trรคgermedium auf andere รผbertragen werden kann. Das Bild als ortsgebundene Organisation der sichtbaren Dinge, ohne eine materiell vorgegebene Zeitstruktur, steht dem Erzรคhlten gegenรผber, das als eine Organisation eines Geschehens im Zeitlichen verstanden wird. Eine frรผhe Phase der Welt-Abbildung richtete ihr Augenmerk darauf, nicht das Darzustellen was ohnehin schon sichtbar war, sondern des Abwesenden (z.B. durch Goldhintergrรผnde als Metapher fรผr gรถttliche Omniprรคsenz und Kontinuitรคt). In dieser Funktion steht das Bild stellvertretend dafรผr, die Existenz eines Anderen, Unsichtbaren zu behaupten und seine Existenz am Abbild des Abgebildeten unstrittig รผberprรผfbar zu machen. Das Vertretende als Gleichsetzung zu dem zu Vertretenden (das Vertretene) ist eine zentrale Beschรคftigung des Kรผnstlers und Technikers gewesen, die sich auf die Entwicklung neuer oder abgeรคnderter Darstellungsweisen ausgewirkt hat. Bis zu dem Medium das wir als Film kennen. 

Angefangen mit Edison, der 1893 einen handbetriebenen Mรผnzfilmkasten, den Kinetoscope, patentieren lieรŸ, war der Film materiellen Beschrรคnkungen unterworfen: seine Gesamtprojektionslรคnge von bis zu einer Minute ergab sich durch die Lรคnge des Filmmaterials, das 25โ€“50 feet lang war und seine Auffรผhrungen fanden nur in zweckentfremdeten Lokalitรคten statt, wie Theatern, Bars, am Broadway oder in improvisierten Hinterrรคumen โ€“ auรŸerdem muรŸte jeder Betrachter an seinem persรถnlichen Gerรคt kurbeln, wollte er die Bilder in Bewegung setzen.Den Makel der Diskontinuitรคt und die Abwesenheit einer anspruchsvollen Narration versuchte man mit simplen Wiederholungen (loops) zu kaschieren. โ€žZu Beginn des Films und seines Schnitts wurden nur Anfang und Ende der Einstellung beschnitten, damit der Filmstreifen besser als Schleife zusammengeklebt werden konnte oder besser in ein Vorfรผhrgerรคt paรŸte. Damals war jede Einstellung eine in sich ungeschnittene Szene, die Filme waren sogenannte single-shot scenes. Die ersten Filmvorfรผhrungen im Jahr 1895, von den Gebrรผdern Skladanowsky mit dem Bioscope in Berlin und den Gebrรผdern Lumiรจre mit dem Cinรฉmatographe in Paris, zeigten verschiedene solcher Szenen, die aus jeweils einer Einstellung bestanden, projiziert auf eine Leinwand. Das Filmprogramm seinerseits war damals wiederum Teil eines Varietรฉ oder Vaudeville-Programmes und wurde daher von einem grรถรŸeren zahlenden Publikum wahrgenommen, als es beim Kinetoscope mรถglich war. Edison zog daher 1896 mit dem Projektionspatent Vitascope fรผr die รถffentliche Filmvorfรผhrung vor grรถรŸerem Publikum nach.โ€œ17 Der erste รถffentlich aufgefรผhrte Film der Gebrรผder Lumiรจre Arbeiter verlassen die Fabrik (Originaltitel La Sortie de lโ€˜Usine Lumiรจre ร  Lyon) am 28. Dezember 1895 im Pariser Salon Indien du Grand Cafรฉ war als eine Demonstration des neuen Mediums Film gedacht und gleichzeitig eine Eigenwerbung fรผr das Unternehmen der Lumiรจres (deren Fabrik zur Herstellung photographischer Artikel es zeigt) โ€“ es wurde aber nicht Beliebiges hergenommen, sondern diese kurze Szene war bereits sorgfรคltig koordiniert, redigiert und szenisch gestaltet worden (Abb. 4 und 5). Arbeiter verlassen die Fabrik ist insbesondere auch eine Ereignisschilderung mit dem Ziel der Teilnahme der Betrachter; zudem fungiert sie als Demonstration der eigenen Produktionskraft einerseits und adererseits der des Mediums an sich. In der Art wie der kurze Film ohne Ton und Schnitt auskommt (somit keine Montage anwendet) ebenso keine willkรผrliche Kamerabewegung18, kein Zoom und keine Farbe19 benutzt, sondern nur Kulisse und Akteure โ€“ und in einem weiteren wichtigen Schritt: seine eigene Projektion โ€“ fรผr das Demonstrieren einer neuen Gattung miteinbezieht, kann er parallel zu Giottos Grundlegungen fรผr die neuzeitliche Malerei als Vergleichspunkt einer Analyse hergenommen werden. Die Montage dieses Protofilms erfolgt nicht innerhalb seines eigenen materiellen Kontextes, sondern in einem gesellschaftlichen Zusammenhang, auf den im Folgenden noch genauer eingegangen werden wird. 

b.b. Rรผckkoppelung

Das Verhรคltnis des Individuums zur Masse ist stets ein Spiegel der hintergrรผndigen sozialen Strukturen. Diese beeinflussen das Selbstverstรคndnis des Einzelnen, welches wiederrum die รผbergeordneten Hierarchien im Gegenzug mitbestimmen. Im Modus der gegenseitigen โ€˜internenโ€˜ EinfluรŸnahme unterliegen diese aber auch โ€˜รคuรŸerenโ€˜, von technischen oder geisteswissenschaftlichen Neupositionierungen initiierten Impulsen. โ€žGiotto nun war es, der sich auf das Gegenwรคrtige und Wirkliche hin ausrichtete und die Gestalten und Affekte, die er darzustellen unternahm, mit dem Leben selbst, wie es sich um ihn her bewegte, verglich. Mit dieser Richtung tritt der Umstand zusammen, daรŸ zu Giottos Zeit nicht nur รผberhaupt die Sitten freier, das Leben lustiger wurde, sondern daรŸ auch die Verehrung vieler neuer Heiliger aufkam, welche der Zeit des Malers selbst nรคher lagen. Diese besonders wรคhlte sich Giotto bei seiner Richtung auf die wirkliche Gegenwart zu Gegenstรคnden seiner Kunst aus, so daรŸ nun auch wieder im Inhalte selbst die Forderung lag, auf die Natรผrlichkeit der leiblichen Erscheinung, auf Darstellung bestimmter Charaktere, Handlungen, Leidenschaften, Situationen, Stellungen und Bewegungen hinzuarbeiten. Was nun aber bei diesem Bestreben relativ verlorenging, ist jener groรŸartige heilige Ernst, welcher der vorangehenden Kunststufe zugrunde gelegen hatte. Das Weltliche gewinnt Platz und Ausbreitung, wie denn auch Giotto im Sinne seiner Zeit dem Burlesken neben dem Pathetischen eine Stelle einrรคumte[.]โ€œ20 Die von Hegel anfangs fรผr so wichtig hervorgehobene Tatsache der Farbenleuchtkraft spielt im Medium Film nicht nur in seiner Herstellung mittels lichtempfindlichem Zelluloid eine tragende Rolle, sondern ist eine zentrale Sรคule der Institution Kino selbst, die eine Lichtprojektion aus dem Hintergrund des Beobachters, vor ihn auf eine plane Flรคche wirft und so ein Fenster in eine bewegte Welt der Illusion schafft. โ€žWe can read the history of pictorial representation in loosely analogous terms. The work of Giotto, Lorenzetti and others abandons the principle of planar unity which characterized late medieval art. Their paintings contribute to a wave of effective historical difference, which culminates in Masaccioโ€™s formulation of mathematical perspective. This achieves a qualitative and paradigmatic change in how the pictorial space of the visual image is subsequently conceived. And, again, at the end of the nineteenth century we find art which once more is oriented to a more planar conception of pictorial unity, which, in time, is of decisive significance for Picasso and Braque and the new twentieth-century mode of visual representation. This mode involves a transformation both of the experiential contents which are symbolically articulated and of the categorial basis of the symbolic code itself.โ€œ21 Der Raum der Reprรคsentation verรคndert sich im gleichen Zuge der Umgestaltung gesellschaftlicher Parameter.

Das Kino als Kapelle des Lichts (als sprichwรถrtliches Lichtspielhaus) als auch die Fresken der Arenakapelle in Padua sind an spezifische institutionelle Orte gebunden, an ihre Lichtverhรคltnisse, das Raumgefรผge und die Atmosphรคre etc. aber auch an die normativen Ansprรผche und Bestrebungen und deren soziales Selbstverstรคndnis. โ€žOne of the harbingers of the new movement was the early fourteenth-century Florentine artist Giotto di Bondone. When Giotto painted scenes, he imagined them from the point of view of someone standing a certain distance away. Then he sketched the images with those lines of sight in mind. The result was sharply different from the flat paintings of his predecessors, far more vivid and true to form. With his discovery of perspective, Giotto brought the third dimension back into art. Onlookers stood entranced when looking at Giottoโ€™s paintings, like children watching television for the first time. They marveled at his ability to make them feel as if they were actually at the scenes he rendered.โ€œ22 Als Weiterentwicklung des Theaters schuf der Film die Institution des Kinos als Anschauungsstรคtte seiner selbst. In Dunkelheit isoliert, zeitlich sowie psychologisch aus dem gewohnten Rahmen gerissen, funktioniert der Film als (von Durchleuchtung bestimmte) Projektion illusorisch bewegter Einzelbilder auf plane Flรคchen. Beiden Positionen ist gemein, daรŸ sie den Standpunkt des Betrachters als Teil des Kunstwerks selbst begreifen, sich perspektivisch und psychologisch an seine spรคtere Stelle versetzen und dies als essentielles Merkmal der Komposition sinnvoll zur Anwendung bringen. Eine zentrale (ideelle als auch รถkonomische) Forderung an Kunst, ist ihre quasi kompromiรŸlose intersubjektive Zugรคnglichkeit โ€“ eine, jedem einzelnen Betrachter รผber gesellschaftliche und zeitliche Beschrรคnkungen hinweg prinzipiell erhabene Gรผltigkeit. โ€žIm Vergleich zum Kino fรคllt ein Grundzug der bildenden Kunst ins Auge: ihr Verlangen, das Publikum in einer emotional-sinnlichen Art und Weise zu erreichen, wie es das Kino tut, und gleichzeitig ihr Anspruch, sich den Spielregeln des verwertbaren Konsumkontextes und der Unmittelbarkeit eines solchen Austausches zu entziehen. Entsprechend lag in der Massenwirkung des Kinos von Beginn seiner Entwicklung an eine Herausforderung an die Kunst, ihr Selbstverstรคndnis zu รผberdenken, aus dem Elfenbeinturm eines elitรคren Diskurses herauszutreten und sich insbesondere mit der Rolle des Publikums fรผr die Bedeutung des Werkes zu beschรคftigen.โ€œ23 Spรคtestens an dieser Stelle ist der Dualismus menschengeschaffener Kultur im Kern berรผhrt: das Verhรคltnis des Einzelnen zur Masse. 

In GiottosWerksind diese Aspekte anschaulich in Joseph kommt zu den Hirten (Abb. 6)vereint. Die Ankunft eines einzelnen Menschen trifft auf eine Zweiergruppe von Hirten, Tieren und auf die sie umgebende Architektur. Als Referenz des Bibeltextes verweist diese Szene konkret auf eine Ereignisschilderung, metaphorisch eingebettet ist hierin das pastorale Motiv der Beziehung eines allgegenwรคrtigen, gรถttlichen Hirten und seinen Schafen und die daraus resultierenden Spannungen. โ€žOne of the favourite motifs in the childhood stories of Renaissance and later-day artist was the tending the herds. Probably the most famous of these childhood shepherds in the history of art is Giotto.โ€œ24 DaรŸ der bekannteste Hirte der Kunstgeschichte ein Hirtenmotiv darstellt, verleitet zu der Spekulation รผber die diesem Fresko innewohnende Selbstreferentialitรคt. Vasari beschreibt sehr lebhaft wie gerne Giotto die weidenden Tiere zeichnete als er von Cimabue entdeckt wurde. Boccacio resรผmiert, Giotto โ€ž[โ€ฆ] besaรŸ die hervorragende Gabe, mit Griffel, Feder oder Pinsel alle Werke der Mutter Natur, die den stรคndigen Wechsel der Gestirne veranlaรŸt, so getreulich darzustellen, daรŸ seine Wiedergabe nicht nur der Natur รคhnelte, sondern selber Natur zu sein schien, so daรŸ bei vielen seiner Darstellungen das Auge des Betrachters irregefรผhrt wurde und fรผr echt ansah, was nur gemalt war. Da er auf diese Weise der Kunst ihren alten Glanz wiedergab, der jahrhundertelang durch die Irrtรผmer einiger Menschen, welche lieber die Augen der Unwissenden entzรผckten als die der Kenner befriedigten, begraben gewesen war, wurde er nicht zu Unrecht einer der Leuchten am Rumeshimmel der Stadt Florenz genannt [โ€ฆ].โ€œ25 Damit stellt er Giotto nicht nur als nahezu perfekten Techniker dar, sondern vermerkt dazu auch dessen kรผnstlerische Neufokussierung auf das Seh- und Verstรคndnisvermรถgen seines zeitgenรถssischen Klientels.

Das Motiv des Hirten โ€“ insbesondere das des Schafhirten โ€“ war von jeher ein erfolgreiches Modell der Kรผnstlerbiographien. Bei Vasari finden sich dieselben Versatzstรผcke in den Biographien Andrea Sinsivonos, Andrea del Castagnos und Mantegnas und auch aus spรคteren Perioden findet sich dasselbe Berufsbild auch bei Zurbarรกn und Goya. โ€žIn the descriptions of the artistsโ€™ lives, the facts are not important but rather how they can be made to follow the canons and preconceived notions that were already prevalent assumes importance. We find instead of accuracy, mythical motifs. In Giottoโ€™s times and in the following centuries a spirit of pastoralism was floating over Europe and so it was inevitable that the artists had to be sent to tend herds too. The post-Freudian myth of the artist today is obviously going to be different in comparison to that of the renaissance.โ€œ26 Vor diesem Hintergrund ist es ersichtlich, daรŸ eine weitere Erzรคhlebene hinzukommt; nรคmlich die der Emanzipation des Kรผnstlers. Dieses setting trรคgt weiter dazu bei, ein Handlungsgerรผst fรผr die Dechifrierung der Kunstwerke zu liefern, auf die der Film insbesondere angewiesen ist. โ€žUm zu funktionieren (d.h. reibungslos verstanden und als Ware gewinnbringend verkauft werden zu kรถnnen), bedient sich der Spielfilm des Gerรผsts einer Erzรคhlgrammatik. Das bedeutet, daรŸ ein Spielfilm nicht nur seine Geschichte erzรคhlt, sondern immer auch eine bestimmte Weise, eine Geschichte zu erzรคhlen.โ€œ27

Das Hirten- und Herdenmotiv lรครŸt sich in dem vorher angedeuteten Zusammenhang auch als Analogon zum Charakter der Kunst an sich, deren Produktionsbedingungen und Rezipienten verstehen: als Individuum Teil einer Masse seiend, die gelenkt und bedient werden will, strebt der Kรผnstler nach Hรถherem und nutzt diese temporรคren und sozial willkรผrlichen Rahmenbedingungen lediglich als Sprungbrett um zu seiner freien Entfaltung der in ihm verborgenen Mรถglichkeiten zu gelangen โ€“ etwa durch Zeichnen der von ihm zu betreuenden Herde. Mit Hilfe einer weichen รœberblendung, ist es von hier aus ist es nicht weit, zum Verstรคndnis des Films als eines Massenmediums zu gelangen. Diesem kรถnnte eine, den durch Vasari etablierten Mustern รคhnliche, mythologische Biographie zugeschrieben werden: indem er sich anfangs mit Edisons Guckkastenapparatur an Einzelne isolierte Individuen richtete, dann aber mittels rรผckseitiger Lichtprojektion sich an ein Massenpublikum wandte โ€“ aber stets keine andere Inspiration als die Natur selbst hatte. โ€žIm Anfang wurden Filme noch nicht kollektiv rezipiert. Die ersten motion pictures waren Guckkรคsten, die einen Betrachtenden zur Zeit zur Verfรผgung standen. Der nordamerikanische Erfinder Thomas Alva Edison hatte 1893 sein ยปKinetoscopeยซ vorgestellt: eine Kiste, in der ein Abspielgerรคt, der ยปKinetographยซ, steckte, dessen Vorfรผhrung ein einzelner Betrachter durch ein Okular sehen konnte.โ€œ28 Und schlieรŸlich, gelangweilt von dem drรถgen Ambiente des ohnehin ignoranten Massenpublikums sich wieder als, ein auf das Individuum gerichtetes Realitรคtsmodell, mittels Fernsehen, DVD und Internet flรผchtete. Dennoch ist der Film, so wie wir ihn kennen, in seinem Kern und als Resultat seiner Genese primรคr ein populรคres Massenphรคnomen; ob er nun einerseits von einem einzigen Betrachter auf โ€“ fรผr seine ursprรผnglichen Dimensionen โ€“ unterproportionierten displays oder andererseits in Gemeinschaft anderer Zuschauer inmitten eines verdunkelten Raumes betrachtet wird. โ€žEr ist, seit seiner groรŸen Zeit bis heute, darauf angelegt, von einem massenhaften Publikum rezipiert zu werden. Menschenleere kann in einer Gemรคldegalerie ganz angenehm sein; im Theater ist sie schon weniger angenehm und im Kino รผberhaupt nicht, hat Walter Benjamin einmal bemerkt. Film ist ein erzรคhlendes Bildmedium, dessen Themen und Formen unzรคhlige Menschen ansprechen. Wenn sich Filme an ein Spezialistenpublikum oder an eine kleine Zuschauer-Elite wenden, dann sind das Ausnahmen. Die Interessen, Wรผnsche, Sehnsรผchte und ร„ngste mรถglichst vieler Menschen sollen angesprochen werden โ€“ oder jedenfalls das, was Filmproduzenten jedweder couleur dafรผr halten oder gerne dazu machen wรผrden.โ€œ29 Im BewuรŸtsein der vorherigen Bemerkungen รผber das Verhรคltnis von Masse und Individuum, hat man beim wiederholten Betrachten von Arbeiter verlasen die Fabrik das Gefรผhl einer Herde zuzusehen, die nach Erledigung der Dinge endlich nach Hause gehen darf und dazu durch die Tore der Fabrik getrieben wird (Abb. 4). Diese Sicht ist insofern legitim, als daรŸ Lumiรจres eigene Arbeiter auf ihr GeheiรŸ durch die Tore โ€˜gen Feierabend strรถmen und eigens dafรผr, die von ihnen erteilten Anweisungen in Anwesenheit der Kamera konsequent befolgen und damit aber auch deren Anwesenheit leugnen.30 โ€žDabei kommt [โ€ฆ] das notwendige szenische Wechselverhรคltnis zwischen Aktion und Reaktion im Ausdruck eines Eben-Jetzt zur Geltung, und zwar besteht diese Aktualitรคt in eben dem MaรŸe, in welchem die Figuren selbst im Ausdruck eines transitorischen Handelns oder Sich-Verhaltens gegenwรคrtig sind. Gerade vermรถge ihres (naturgemรครŸe transitorischen) Aktualitรคtsausdrucks ist die verbildlichte szenische Situation dem unmittelbaren Miterlebnis oder gar der Einfรผhlung des Beschauers geรถffnet, aber gerade auch im Ausdruck ihrer Aktualitรคt schlieรŸt sie in ihre Unzufรคlligkeit die Mรถglichkeit anderer Figurenkonstellationen und Handlungsweisen in anderen szenischen Situationen prinzipiell ein.โ€œ31 In dieser kurzen Szene konzentriert sich die ganze Spannung eines vielschichtigen Wendepunktes: obwohl die Menschen und Tiere augenscheinlich entspannt und friedlich das Gelรคnde verlassen und auf die in Augenhรถhe postierte Kamera zukommen, spannt sich der Konflikt dahingehend auf, daรŸ mit diesen 60 Sekunden nicht nur ein den Menschen noch unbekanntes Medium nahegebracht wird, sondern insbesondere eine psychische Konstellation dargestellt wird. Der Wendepunkt kreist nicht nur um Arbeit und Freizeit. Nicht mehr das aufgetragene Gold soll fรผr den abstrakt-allumfassenden, gรถttlich-รคtherischen Hintergrund der Handlungen und Schauplรคtze stehen, sondern eine ausformulierte, konkret-verdinglichte Raum-, Zeit- und Machtkonstellation: die Fabrik. Wie das Malen von Wandtextur auf architektonisch vorhandene Wand bei Giotto โ€“ also die reziproke Beeinflussung der gemalten Inhalte und des Trรคgers dieser Positionen โ€“ einen Wendepunkt in der Geschichte der europรคischen Maltradition darstellt, nimmt Arbeiter verlassen die Fabrik die dem Medium Film innewohnenden Reflektionsmuster paradigmatisch vorweg. 

Der Wendepunkt von der Arbeit hin zur freien Zeit stellt einen geeigneten Moment dar โ€“ da dieser der Endpunkt einer kontinuierlichen Bewegung ist bzw. โ€žentweder in ihm eine neue Bewegung gerade anzusetzen oder eine alte gerade zum Stillstand zu kommen scheintโ€œ32 โ€“ um augenblickliche und erlebbare Bewegung (kรถrperlicher als auch psychischer Art) zur bestmรถglichen Darstellung zu bringen. Die komplexe Zeitstruktur mit der Arbeiter verlassen die Fabrik hantiert ist auch Ausdruck einer selbstreferentiellen Betrachtungsweise. In diesem Film โ€“ als auch per se im Medium Film โ€“ sind zeitlich verschiedene aber zusammenhรคngende und untereinander korrespondierende Phasen dargestellt, รคhnlich derer in Giottos Darstellung des ankommenden Heilands (Abb. 12), die inhaltlich โ€ž[โ€ฆ] eine Iterationstruktur [bildet]. Zum einen besteht die Suggestion eines kinetischen Ablaufs in mehreren Phasen: Der voranreitende Jesus ist schon dort, wo der Apostel zur Linken noch nicht ist. In dieser Deutung bezeichnet der Standort des Apostels gleichsam die Spur einer vergangenen Phase im Voranschreiten Jesu, wobei jene vom Baum bis zum unteren Bildrand fรผhrende Senkrechte als eine Ordinate fungiert, auf die hin und von der weg die Bewegung verlรคuft. Zum anderen lรครŸt sich die Iterationsstruktur im Sinne von Gleichzeitigkeit verstehen. Jesus ist dort, wo er ist, wรคhrend zugleich, das heiรŸt in ein und demselben Moment, der Apostel zur Linken anderswo ist. Indem die Iterationsstruktur gleichermaรŸen zur einen wie zur anderen Deutung berechtigt, sind in ihr Momentaneitรคt und Sukzessivitรคt zu einer einzigen, in sich komplexen Erscheinung verschrรคnkt.โ€œ33 Es lassen sich auch bei Giotto bildรผbergreifende Kompositionselemente finden, welche aus dem Rahmen heraus weisen โ€“ in Bilder davor oder danach. โ€žDie […] Bilder โ€“ und nicht nur diese โ€“ sind die jeweils in sich selbst notwendige Kompositionen, welche die kompositionelle Notwendigkeit der jeweils nรคchsten Bilder in sich angelegt enthalten.โ€œ34 Jedes Bild ist in sich selbst sinnvoll und notwendig als auch in Bezug zu seiner Stellung im Gesamtgefรผge (eines Freskenzyklus‘ als auch einer Sequenz oder eines Films in seiner Totalitรคt). โ€žWie also […] jedes einzelne Bild vermรถge seiner ihm je eigenen kompositionellen Notwendigkeit ein Sichtbarkeitsausdruck providentieller Ereignisnotwendigkeit ist, so ist es darรผber hinaus im Kontext der Bilderfolge, vermรถge derselben kompositionellen Notwendigkeit, der Sichtbarkeitsausdruck einer notwendigen, providentiellen Ereignischronologie.โ€œ35 

Die in Arbeiter verlassen die Fabrik zum Ausdruck gebrachten Kontexte lassen sich wie folgt kurz zusammenfassen: Es ist nicht so, daรŸ die Arbeiter durch das Tor lediglich eine Transformation von der Arbeit in die freie Zeit durchlaufen, sie bewegen sich auch durch das Bild hindurch und aus ihm heraus, hinter die Kamera. Es ist erstaunlich wie weit dieser kurze clip ohne eine ersichtliche materielle Montage zeitliche Phasen des โ€˜Davorโ€˜ und โ€˜Danachโ€˜ vereint. Das Filmmaterial, das die Gebrรผder Lumiรจre fรผr die Aufnahmen benutzen, wurde von eben diesen Arbeitern in der Vergangenheit hergestellt und dient nun dazu, sie beim alltรคglich stattfindenden Heraustreten aus der Fabrik zu filmen. In diesem einmaligen Heraustreten ist einerseits auch das Zurรผckkehren am nรคchsten Tag implizit mitenthalten als auch das tagtรคgliche Wiederholen dieses transitorischen Ereignisses โ€“ in dieser Form bildet es einen loop. Die Tatsache, daรŸ die Arbeiter โ€“ nachdem sie das zu ihrer Aufnahme benutzte Filmmaterial hergestellt haben โ€“ in die Freizeit รผbergehen und sobald sie aus dem Bild herausgetreten sind, ohne Umwege in das nรคchste Kino gehen kรถnnen und sich selbst bei diesem Akt betrachten kรถnnen, verweist auf die Dualitรคt des Films genauso wie auf ihre eigene Position. Sie sind gleichzeitig Produzenten, Schauspieler, Zuschauer und Konsumenten in einer Person. Wenn in Giottos Bildern eine Notwendigkeit der Figuren konstatiert wird, so ist diese in Arbeiter verlassen die Fabrik mehr als evident. Im Zusammenhang enthalten sie die substanzielle Notwendigkeit der davor und danach stattfinden Ereignisse. โ€žGiottos Bild stellt den Wundermoment nicht nur dar, sondern es aktualisiert ihn als einen Gipfelmoment zwischen Vorher und Nachher. Und zwar bemiรŸt sich der verbildlichte Zeitausdruck des Vorher, Eben-Jetzt und Nachher nach den Kriterien direkter und indirekter rรคumlicher Relationen. Normativ ist die direkte Relation als Eben-Jetzt. Es handelt sich also nicht um eine bloรŸe Zeitabfolge wie Eben-Jetzt, Spรคter und Noch-Spรคter, wohl aber um ein sozusagen normatives Eben-Jetzt als Bezugswert eines Vorher und Nachher.โ€œ36 Wie passend.

Der Ansatz der Brรผder Lumiรจre vereinbart die revolutionรคren Mรถglichkeiten des Films das Abwesende als konkret anwesend erscheinen zu machen โ€“ es mittels des Bildes endgรผltig zu behaupten. Die Auffassung das Nicht-Anwesende allgemein zu behaupten und gleichzeitig in einem Modus der Selbstreferentialitรคt dieses Nicht-Anwesende durch die fast instantane Vorfรผhrung am selben Tag (รคhnlich einer Liveรผbertragung) in die Rรคume der realen Welt und Gesellschaft zurรผckzufรผhren, ist als Fortfรผhrung derjenigen Prinzipien zu deuten, die Giottos Gestaltung der Fresken in Padua geprรคgt hat. Die Bilder der filmisch Nicht-Anwesenden werden von den identischen Zuschauern betrachtet und so schleifenartig innerhalb des aktuellen Raums und der Zeit verwoben. Keine Mystifizierung des Mediums, sondern eine Rationalisierung seiner Mรถglichkeiten ist hier im Einklang zu dem Schlรผsselbegriff der Vernunft zu lesen. Dieser als Allgemeinplatz zum Verstรคndnis des modernen, er- und durchleuchteten Menschen postuliert, findet seine Ursprรผnge in Giottos Fresken und seinen geistigen Fortschritt in den ersten Filmen der Brรผder Lumiรจre, die die gesamten Mรถglichkeiten und Restriktionen des Mediums konzentriert enthalten. โ€žThe Reformation did not happen because people failed to reason through things correctly; the emerging sense of the individual, already making its first fledgling appearances in Giottoโ€™s frescoes with their more realistic and individually realized faces, were already pointing to the way in which the hold of the medieval church โ€“ that is, its capacity to provide the binding reasons for collective life โ€“ was under pressure from the very forces that Christian culture had set in motion. [โ€ฆ] [T]he excessive individualism of modern life and the way in which its social institutions and market society shape a moral reality centered around the satisfaction of sovereign individual desire โ€“ themselves could not take place until a Christian conception of equality before God had come to be realized as the only alternative to the collapse of the slave-owning societies of antiquity.โ€œ37

Erst durch die Vorfรผhrung werden die sonst toten, starren Bilder animiert โ€“ der Betrachter ist von gleicher Bedeutung wie der Film, der auf sich allein gestellt ohne das Dazutun des Betrachters nichts bewirken kann und eine Aneinanderreihung zusammenhangsloser, flacher Einzelbilder bleibt. Im Hinblick auf Giottos Arbeiten und derjenigen der Lumiรจres ist hier angebracht von einer sozialen Montage zu reden. Die Bibeltexte in Giottos Fall bleiben ohne die vom Betrachter initiierte und zugelassene Animation starre Einzelfragmente und leblose Textepisoden. Allein schon die Montage von Altem und Neuem Testament kann im Hinblick einer Kontinuitรคtsanalyse ohne die Bereitschaft des Rezipienten unmรถglich geistig vorgenommen werden. โ€žMontage in einem theoretischen Sinne beschreibt die Leistungen, die das Aneinanderfรผgen von Bildern im Aufbau des Films als Werk, als Kommunikationsmittel, in der Rezeption etc. hat.[โ€ฆ] Die Koordination der Bildfolge mit der Erzรคhlung bildet im Spielfilm in der Regel den sinnhaften Rahmen โ€“ die Montage der Bilder (und der Tรถne) ist dann dem Vorgang des Erzรคhlens [โ€ฆ] untergeordnet. Entsprechend ist die Montage als Ausdrucksmittel der รผbergeordneten textuellen Strukturen gefasst โ€“ sie illuminiert die Themenentfaltung im dokumentarischen oder didaktischen Film, sie entfaltet die Argumente im Essayfilm usw. Montage bildet so keinen Wert in sich, sondern interagiert mit den umfassenden Bedeutungsstrukturen des jeweiligen Films.โ€œ38 Giottos Arbeit ist im Prinzip vergleichbar einer Feinmontage, da die von ihm illustrierten Texte in einem vorherigen Schritt schon einem Rohschnitt unterzogen wurden und nur als Kompilation vorliegen. Zugespitzt ausgedrรผckt beschรคftigt sich Giotto mit found footage. โ€žMontage ist letztlich nur eine ideale Variante zusammengeklebter EinstellungsgrรถรŸen, eine Variante, die bereits a priori in dem auf dem Filmstreifen fixierten Material, angelegt ist. Einen Film richtig montieren heiรŸt, dabei nicht die organische Verbindung der einzelnen Szenen und Einstellungen stรถren, die sich ja gleichsam schon selbst vormontiert haben, da in ihnen ein Gesetz lebendig ist, nach dem sie sich zusammenfรผgen, das man beim Schnitt und Zusammenkleben der einzelnen Teile eben herausspรผren muรŸ.โ€œ39 Giottos Arbeit fuรŸt maรŸgeblich auf einem kollektiven kulturellen Gedรคchtnis das sich der Film erst im Laufe seiner Entwicklung selbst schaffen muรŸte; beiden Positionen ist aber gemeinsam, sich aus massenkompatiblen Disziplinen zu speisen und diese fortwรคhrend weiter zu behaupten und zu erweitern. โ€žDer Stoff des Films ist die รคuรŸere Realitรคt als solche.โ€œ40 schrieb Erwin Panofsky. Er hat das als theoretischen Grundstein dafรผr verstanden, dass das Massen-Medium Film uneingeschrรคnkt als neue Kunstgattung anzuerkennen sei. Panofsky hat in den 1930er Jahren eine realistisch-materialistische ร„sthetik des Films formuliert, die von einem ikonologischen Blick auf den Film ausgeht. โ€žDie Verfahrensweisen aller frรผheren bildenden Kรผnsteโ€œ, meint Panofsky, โ€žentsprechen, mehr oder weniger, einem idealistischen Weltbild. Die Kรผnste agieren sozusagen von oben nach unten. Sie beginnen mit einer Idee, die in die gestaltlose Materie projiziert werden soll, nicht mit den Objekten, aus denen die รคuรŸere Welt besteht. Ein Maler beginnt mit der leeren Wand oder Leinwand und gestaltet sie zum Abbild von Dingen und Personen gemรครŸ seiner Idee, wie sehr diese Idee auch von der Realitรคt gespeist sein mag.โ€œ41 Auf der einen Seite ist eine Rรผckkopplung gesellschaftlicher Existenzbedingungen auf die Kunst sowohl in Giottos Werk als auch bei den Filmen Lumiรจres erkennbar โ€“ im Gegenzug ist dafรผr ein Vorverstรคndnis der zur Anwendung gebrachten Codes seitens des Rezipienten unabdingbar. 

b.c. Entkoppelung

Aus der Sicht einer sich selbst sozial entkoppelten Schicht (des Dandys), wird stellvertretend von Oscar Wilde die seit Giotto wieder vernachlรคssigte Komponente der inneren Inspiration der Figuren thematisiert und der โ€˜heilige Ernstโ€˜ welcher Hegel in seinen ร„sthetikschriften der vorhergehenden Kunst zugrunde gelegt hatte, nur als Hindernis einer positiven auf die Weltlichkeit hin zielende Entwicklung angesehen. โ€žTo me one of the things in history the most to be regretted is that the Christ’s own renaissance, which has produced the Cathedral at Chartres, the Arthurian cycle of legends, the life of St. Francis of Assisi, the art of Giotto, and Dante’s Divine Comedy, was not allowed to develop on its own lines, but was interrupted and spoiled by the dreary classical Renaissance that gave us Petrarch, and Raphael’s frescoes, and Palladian architecture, and formal French tragedy, and St. Paul’s Cathedral, and Pope’s poetry, and everything that is made from without and by dead rules, and does not spring from within through some spirit informing it.โ€œ42 Der Versuch der Animation ist unรผbersehbar in Giottos ganzer Konzeption der Arena-Kapelle eingebettet und ein zentrales Thema nicht nur in der Anordnung der Fresken innerhalb des Kapellenraumes, sondern eben auch in jedem einzelnen Freskenrahmen selbst. Wenn man Giotto als Vergleichsmoment hernรคhme, ist es offensichtlich, daรŸ โ€žder in jener Struktur [der Struktur seines Werkes] einer kontingenten Notwendigkeit enthaltene Aktualitรคtsanspruch die Bedingung dafรผr [ist], daรŸ sich der Beschauer in die dargestellte Szene mitfรผhlend oder miterlebend hineinversetzen oder sich jedenfalls in der Rolle eines Augenzeugen vermeinen kann. Eben dies ist mit Recht als eine der wichtigsten Errungenschaften in den Ereignisbildern Giottos gewรผrdigt worden gegenรผber dem italo-byzantinischen Bildstil, in dem [โ€ฆ] das Bild als โ€žformulaโ€œ nicht verbildlicht sondern versinnbildlicht und sogarโ€žยปdie in ihm versinnbildlichte transzendente Wesenheit realiter vertrittยซ.โ€œ43 Und genau jener Muster des โ€˜Sich-Hineinversetzenโ€“Sollensโ€˜ bedient sich der Film einerseits mit seiner inhaltlichen Dramaturgie als auch andererseits mit der institutionell geschaffenen Instanz des Kinos als eines funktionalen Deprivationsraumes. Die zu unterscheidenden Mittel hierzu sind einerseits die Anordnung der Figuren in der Bildkomposition (innerhalb des Rahmens und in Bezug zu den relativen GrรถรŸenverhรคltnissen, der Farbgebung, der individuellen Ausfรผhrung, der Positionierung, der GrรถรŸe etc.) und andererseits die szenische Anordnung bzw. die Handlung, also die handlungstragende Positionierung und die psychologische Konstellation. โ€žEs ist kein Zweifel, daรŸ in den Ereignisbildern Giottos die szenische Choreographie solche Handlungssysteme verbildlicht, innerhalb derer das Agieren der Figuren sinnvoll, das heiรŸt unzufรคllig, aufeinander bezogen und insofern notwendig erscheint.โ€œ44 Die konzeptionelle Sorgfalt des Verhรคltnisses der Figuren zum Bildformat bei Giotto kann als eine Frรผhform der Erzรคhl- und Darstellungsparadigmen des Films betrachtet werden. โ€žDabei kommt in Giottos Bild das notwendige szenische Wechselverhรคltnis zwischen Aktion und Reaktion im Ausdruck eines Eben-Jetzt zur Geltung, und zwar besteht diese Aktualitรคt in eben dem MaรŸe, in welchem die Figuren selbst im Ausdruck eines transitorischen Handelns oder Sich-Verhaltens gegenwรคrtig sind. Gerade vermรถge ihres (naturgemรครŸe transitorischen) Aktualitรคtsausdrucks ist die verbildlichte szenische Situation dem unmittelbaren Miterlebnis oder gar der Einfรผhlung des Beschauers geรถffnet, aber gerade auch im Ausdruck ihrer Aktualitรคt schlieรŸt sie in ihre Unzufรคlligkeit die Mรถglichkeit anderer Figurenkonstellationen und Handlungsweisen in anderen szenischen Situationen prinzipiell ein.โ€œ45 Die absolute Prรคzision der Verhรคltnisse auf die sich die penible Giottointerpretation Imdahls bezieht (Abb. 7 und 12), spiegelt sich in dem Suchen des Films nach einem โ€˜perfektenโ€˜ โ€“ dem menschlichen Sehen entsprechenden โ€“ Bildformat, das sich im Laufe der Entwicklung vom willkรผrlichen Negativformat der Photographie getrennt hat und sehr differenzierte Panoramendarstellungen vorgeschlagen hat. Obwohl die euklidische Geometrie und mathematische Prinzipien als Kategorien in der Herstellung und Darstellung logisch impliziert sind, โ€žtheir discovery gravitates around historically contingent processes. In another possible world, for example, it could well be that humans never bother to go beyond merely aggregate unities of pictorial space.โ€œ46 Angefangen von handbetriebenen Einzelkรคsten mit Okular (Edisons Kinetoscope), รผber die, mehreren gleichzeitig zugรคngliche Projektion im Dunklen (Kino) hin zu der gleichzeitigen รœbertragung per Funkwellen auf dafรผr geeichte Empfรคnger (TV) und wieder zurรผck zu einer Form der selbstinitiierten und jederzeit manipulier- und reproduzierbaren Version in digitalen Kรคsten (VHS, DVD, Internet und diverse codecs), stellt das heute bekannte 16:9-Format des Films lediglich ein Sammelbegriff unterschiedlichster Bildformate, die prรคziser mit 2.35:1, 2.55:1 etc. angegeben werden, dar. 

Was aber heiรŸt es fรผr den Film, mehrdeutige, illusionistische und selbstreflexive Inhalte zu formulieren? โ€žWenn sich die Kinematographie auf ihre Ausdrucksmaterie hinwendet, um sich als ein Medium moderner, autonomer Kunst zu etablieren, so bedeutet dies, daรŸ sรคmtliche scheinbaren โ€œSelbstverstรคndlichkeitenโ€œ, eben auch die technischen, hinterfragbar werden. Die gesamte Apparatur, ihr innerer Aufbau โ€“ von der Frequenz des Transportmechanismus รผber das optische Linsensystem bis hin zum eingelegten Filmmaterial und dessen chemisch-physikalischen Eigenschaften โ€“ setzt sich aus Elementen zusammen, die bei einer prรคzisen Koordinierung untereinander ein Bild produzieren, dem dann konventionellerweise eine โ€œAbbildung der Wirklichkeitโ€œ zugeschrieben wird.โ€œ47 Ein weiterer gemeinsamer Anhaltspunkt der Loslรถsung ist einerseits die รœberwindung der materiellen Malflรคche bei Giotto und andererseits die versuchte Illusion von Zeit- und Rรคumlichkeit im Film, die ihn von seinen materiellen Limitationen als sukzessive zweidimensionale Einzelbilder lรถsen soll. Bei Giotto folgt daraus eine Selbstreflexion des Mediums Malerei selbst: Giotto als Kenner beider Gattungen โ€“ Architektur und Malerei โ€“ positioniert und konfiguriert seine Fresken in und hinsichtlich der ganz spezifischen Raumgegebenheit der Scrovegni-Kapelle. Abgesehen vom Format und der Anordnung der Zyklen, finden sich selbst in den einzelnen Rahmen Elemente gemalter Architektur und Transformationen dekorativer Architekturelemente in das Bild hinein, geschweige der Tatsache, daรŸ Malerei auf Stein selbst und nicht auf mobile tafelartige Trรคger appliziert wird. Um die Wichtigkeit der Stellung von auf- und ineinander montierter Architektur zu verdeutlichen โ€žwe need to return to the problem of frames. For the whole phenomenon we have been describing of townscapes slowly coming into the foregrounds of religious paintings is very much a question of frames and fully analogous to a zoom lens which focusses on what had been a background detail, frames it and then increases its scale until it dominates the entire scene. Which is also why perspectival representation leads ineluctably towards a photographic image, where framing is almost the name of the game.  We shall show that these connections between a play of perspective and frames go back at least to the time of Giotto in the Scrovegni Chapel at Padua[.]โ€œ48 Diese hier beschriebenen, durch Bilderzyklen langsam in den Vordergrund sich schiebenden VergrรถรŸerungen werden nicht willkรผrlich mit Effekten gleichgesetzt, die im Filmjargon zoom heiรŸen und durchObjektive mit langen Brennweiten erzeugt werden, sondern weisen auf strukturรคhnliche Wesensmerkmale hin, die sowohl in Giottos Arbeiten als auch im Film von Bedeutung sind. Gemeinsamkeiten zeigen sich auch in der Benutzung gleicher, wiederkehrender Rรคume und theaterhafter Kulissen: รคhnlich der Filmbauten sind diese offen fรผr die zunรคchst neutrale Kameraposition, Fassaden werden รถkonomisch auf deren Verwertbarkeit und endgรผltige Sichtbarkeit nur einseitig konstruiert. Es finden sich Schauรถffnungen, Wรคnde werden weggenommen, die eine Einsicht vergleichbar einer Nahaufnahme ermรถglichen. Ein nicht zu vernachlรคssigender Punkt, ist also die bei Giotto immanente Verschachtelung und Bezugnahme von realer Architektur und gemalter, dargestellter Architektur. โ€žIn the Scrovegni Chapel at Padua, Giotto explored the potentials of using proto perspectival effects to replace, or rather match [โ€ฆ] architectural structures in his concealed chapels or coretti on the east wall. But while there was play of boundaries between architecture and painted architecture, there was effectively none between architecture and painted narrative, where each scene was neatly separated from the next by clear cut frames. Giotto experimented with both problems separately in the same building. The early renaissance pursued both experiments, discovered and formalized the perspectival principles underlying them.โ€œ49 Zu einem รคhnlichen Schluss kommt Reinhard Steiner in seiner Untersuchung der Tugenden und Laster in Giottos Arena-Kapelle, die als Ausdruck kunsttheoretischer รœberlegungen des Malers gedeutet werden. Die gemalten Steinfiguren seien nicht Ergebnis einer simplen Nachahmung von Skulptur, sondern einer reflektierten Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und mit den Mรถglichkeiten des Mediums.50 Es ist wichtig zu betonen, โ€ždaรŸ die Baukunst selbst in dem Augenblick damit begann, ihre Mauern gleichsam in Bildfelder zu verwandeln; sie neigte zu einer Gliederung, die dem Bilde entgegenkam. Was die Architektur an realer Herrschaft verlor, gewann sie an idealer Durchdringung […][.]Andererseits aber wurde jede Wand von der Welt des Bildes erobert. Die Grundtatsache der Malerei ist die Flรคche.โ€œ51

Das Konzept der Lumiรจres (das sich aus ihrer konsequenten Vorgehensweise ableiten lรครŸt) ist nicht auf eine Ersetzung oder Verdrรคngung der von ihnen gefilmten Wirklichkeit ausgerichtet, sondern durch ihre wiederholte Art Leute zu filmen und diesen Leuten die Mรถglichkeit zu geben, die Aufnahmen am selben Tag zu sehen, weisen sie auf die komplementรคren Zรผge des Mediums Film hin โ€“ sie zeigen seine Mรถglichkeiten direkt auf aber verweisen auch auf seine Beschrรคnkungen. Arbeiter verlassen die Fabrik weist in seiner Simplizitรคt ebenso eine Fรผlle von Selbstreflexionen auf, die selbst der heutige Film nicht ganz abstreifen konnte.52 (Dazu gehรถren Miteinbezug der filmenden Kamera als merk- und sichtbarer Teil des Films โ€“ durch sog. lens-flare Effekte, Dreckspuren auf der Linse bei der Vermittlung besonders intensiver Szenen, Verlagerung des Tons in Abhรคngigkeit zur Kameraposition โ€“ so, als ob das Mikrophon daran befestigt wรคre und Auge und Ohr eine gemeinsame Position innehรคtten โ€“ etc.)

Ein Motiv kรผnstlerischer Darstellung, das mit Giottos frรผhen Selbstreflexionen die Idee unseres heutigen Bildes geprรคgt hat, ist also: die Illusion des Nicht-Vorhandenseins der darstellenden Mittel exklusive jeglicher Konstruktionsspuren. โ€žEs ist nur logisch, daรŸ das italo-byzantinische Bild [โ€ฆ] weder auf eine Kontingenzbewรคltigung im Ausdruck eines szenischen Eben-Jetzt noch auf eine solche im Ausdruck eines rรคumlichen Eben-Hier, weder auf eine einfรผhlbare, in sich selbst funktionale und aktuelle szenische Choreographie noch auf eine auch nur ansatzweise systematisierte perspektivische Projektion reflektiert hat.โ€œ53 Die Sichtbarkeit der Darstellungstechniken oder der Projektionsmethode ist zu vermeiden um die Kongruenz des Dargestellten mit dem Darstellenden selbst sicherzustellen. In seiner Konsequenz fรผhrt dies sogar so weit, daรŸ die Giotto zugesprochenen Werke, im Verlauf einer hitzigen Diskussion der Kunstwissenschaft gar nicht mehr ihm selbst zugeordnet werden, sondern dem Umkreis seiner Werkstatt โ€“ Giotto als personifiziertes Schรถpfergenie lรถst sich bei der Analyse seiner Werke auf, vergleichbar desjenigen Eindrucks eines Betrachters der Arena-Kapelle vor Ort, der eine eindeutige Zuordnung von Idee, Person, Ideal, Bild, Bau, Fresko, Installation, Projektion, Original, Restauration etc. nicht mehr eindeutig vornehmen kann. In letzter Konsequenz, โ€ž[i]n der Kategorie des rein planimetrischen also, in der Vereinigung aller Linien und Teilflรคchen zum Ganzen der Bildflรคche vollzieht sich eine Ordnung, die unabhรคngig ist von den Ordnungen des Menschlichen, Dinglichen, Kรถrperlichen und Rรคumlichen. Das Bild als gegliederte und gestaltet Flรคche hat seine eigene Gesetzlichkeit; in dieser Gesetzlichkeit ist etwas Erhabenes, Entrรผcktes, Bildhaftes, ยปIdealesยซ, wodurch sich die Darstellung รผber das Reich der Nachahmung erhebt.โ€œ54 So fรคngt die Kamera in Arbeiter verlassen die Fabrik keine Blicke der Protagonisten ein โ€“ um dem Betrachter die Illusion zu geben, die Darstellung sei unverfรคlscht und direkt, tun sie (auf Anweisung der Lumiรจres) so als ob sie im Moment des Filmens ohne Kamera wรคren. In der gleichen Art malt Giotto eine Bildarchitektur auf die Wรคnde der Scrovegni-Kapelle, die den realen Kapellenraum entmaterialisiert, neu zusammensetzt und mit dem fiktionalen Bildraum verschmilzt. Obwohl die Schematisierung in den Architekturdarstellungen ein zentrales Bildelement darstellen, sind die Stilisierungen und Schematisierungen der Personen reduziert. Bei Arbeiter verlassen die Fabrik findet sich nun ein vollstรคndiges Wegbrechen der Stilisierung der Figuren; deren Darstellung bezieht sich nicht mehr auf vorgegebene etablierte Darstellungsschemata. Auf der anderen Seite ist der Film de facto eine Ergรคnzung und Weiterentwicklung eines als teleologisch aufgefaรŸten Realitรคtsanspruchs mit dem ideologischen Ziel diese Realitรคtsdarstellung ununterscheidbar zu ihrer Bildvertretung zur Anwendung zu bringen. Aus dieser Traditionslinie der eingerahmten, sukzessiven Bildabfolgen und inhaltlichen Narrationsmodelle lรถst sich das neue Filmmedium nicht โ€“ vielmehr versucht es lediglich diese innerhalb der ihm gegebenen Mittel anzuwenden und zu zitieren. Realitรคtsansprรผche des modernen Films, wie bigger than life, die sich nicht auf seine inhaltlichen Mรถglichkeiten beziehen, sondern lediglich deren dramatische, รผberdimensionierte Projektion publikumswirksam propagieren, stehen ebenfalls noch unverรคndert in der Tradition derjenigen Mythen, die die kรผnstlerischen Mรถglichkeiten einer mehr als naturidentischen Darstellung suggerieren und als das ultimative Ziel des kรผnstlerischen Strebens voraussetzen.

Letztendlich stรคrken und feiern die Filme der Lumiรจres โ€“ insbesondere deren spezifische Prรคsentation โ€“ die Instanz des Betrachters. Die Gefilmten werden durch die Beobachtung ihrer Aufnahmen quasi gleichgesetzt zum (als objektiv empfundenen) Auge der Kamera โ€“ dieses wird dadurch demokratisiert und rationalisiert. Der Beobachter avanciert selbst zur Erzรคhlinstanz, da er das was er aktuell sieht, von keinem erzรคhlt bekommt, sondern anstelle der โ€˜wertfreienโ€˜ Kameraposition die Geschehnisse sich selbst erzรคhlen und in spezifischer Abhรคngigkeit seiner Sozialisation einer erneuten Meta-Montage unterziehen muรŸ. Implizit ist hier die Behauptung des Films als eines Mediums, das nicht Realitรคt reproduziert, sondern die Bedingungen der Wahrnehmungen der Wirklichkeit codifiziert reproduziert und diese zu einem System von Codes synthetisiert, die im Laufe der Entwicklung des Films dazu gefรผhrt haben, sie als Reproduktionen von Wahrnehmungsbedingungen von Realitรคt zu akzeptieren.

Zusammenfassend ist eine doppelte Bezugnahme sowohl bei Giottos Fresken der Arena-Kapelle als auch bei den besprochenen Filmen Lumiรจres festzustellen: erstens bedient sich Giotto des heilsgeschichtlichen Bibeltextes als eines kontinuierlichen Erzรคhlhintergrundes, der als grammatikalischer Verstรคndnishorizont seiner Bilder unerlรครŸlich ist; zweitens besteht eine komplexe Montage von gemalter und realer Architektur im Modus der Selbstreferentialitรคt. DaรŸ der Film in seinen Gestaltungsmรถglichkeiten schon durch Giottos Werke angelegt sein kรถnnte, zeigt die Bemerkung Hetzers, der โ€ž[โ€ฆ ]keinen Maler [kennt], der fรผr die Idee des Bildes Wichtigeres geleistet hรคtte, fรผr das Bild als Inbegriff eines in sich geschlossenen, durch sich selbst bestehenden, in sich selbst beziehungsreichen Ganzen. Er hat in seinem Werk der Malerei die neuen Prinzipien gegeben, die es ihr gestatteten, in einer groรŸartigen Entwicklung die nur ihr eigentรผmlichen Mรถglichkeiten zu verwirklichen, den nur in ihr schlummernden Reichtum zu wecken, immer weitere Gebiete der erscheinenden Welt sich anzueignen und sie mit geistigem Dasein zu durchdringen. Das Bild, das Giotto gestaltet, die Flรคche, die er begrenzt und ordnet, ist reale Erscheinung und geistige Wesenheit in einem. Er gibt dadurch der Malerei eine neue Selbststรคndigkeit, indem er sie aus der konkreten Abhรคngigkeit der Wand, des Fensters, der Buchseite, der Tafel, des Gerรคtes lรถst. Er bringt die geistige Einheit des Bildes mit seiner Gestalt zur Deckung. Das mittelalterliche Bild ist immer zweierlei: Teil eines realen Gebildes und Ausdruck einer geistigen Welt. Bei Giotto hรถrt diese Zweiheit auf, womit nicht gesagt ist, daรŸ sie nicht auch nach ihm sich noch findet.โ€œ55

Cโ€“Resรผmรฉe

Die Weiterentwicklung der camera obscura zum aufzeichnenden photographischen Apparat und schlieรŸlich zur Filmkamera plus dem damit einhergehenden Projektionsapparat einschlieรŸlich der Institution des Kinos, ist eine auf vorhergehende Techniken des Darstellerischen und Erzรคhlerischen basierende kulturelle Entwicklung. Eben dieser prototypische Projektionsapparat lรครŸt sich mรผhelos in Giottos Arbeiten finden. FaรŸt man zusammen, โ€žso besteht die auรŸerordentliche Vergegenwรคrtigungskraft des Ereignisbildes von Giotto [โ€ฆ] in dem Vermรถgen, die heilsgeschichtlichen Ereignisse als Ereignisse von providentiellem Rang darzustellen und sie zugleich in die Aktualitรคt des Augenblicks zu รผberfรผhren, sie nรคmlich auf eine direkte Miterlebbarkeit des Beschauers hin zu aktualisieren. Der direkten Miterlebbarkeit des Ereignisses entsprechen die perspektivische Konstruktion und die szenische Choreographie als Systeme einer relativen, kontingenten Notwendigkeit. Beide sind gegenstรคndlich determiniert zum Ausdruck einer hier und jetzt aktuellen und hier und jetzt sinnvollen rรคumliche-szenischen Konstellation, welche selbst in ihre Aktualitรคt ein Potenzial mรถglichen Andersseins einschlieรŸt.โ€œ56

Die Brรผder Lumiรจre lรคuten mit ihrem Cinรฉmatographe und deren Vorfรผhrung das endgรผltige Ende der Authentiedebatte ein, die mit Erfindung der photographischen Bildfixierung im 19. Jahrhundert angefangen hat. โ€žCimabue’s pupil, Giotto (1266?-1337), was a great improver on all his predecessors because he was a man of extraordinary genius. He would have been great in any time, and yet he was not great enough to throw off wholly the Byzantine traditions. He tried to do it. He studied nature in a general way, changed the type of face somewhat by making the jaw squarer, and gave it expression and nobility. To the figure he gave more motion, dramatic gesture, life. The drapery was cast in broader, simpler masses, with some regard for line, and the form and movement of the body were somewhat emphasized through it. In methods Giotto was more knowing, but not essentially different from his contemporaries; his subjects were from the common stock of religious story; but his imaginative force and invention were his own. Bound by the conventionalities of his time he could still create a work of nobility and power. He came too early for the highest achievement.โ€œ57 Eine direkte Verbindung zieht die neuere Literatur zwischen Giottos Bildern und dem Film leider nicht, Imdahl zitiert aber Toesca, der von Giotto als von einem Regisseur zu sprechen weiรŸ: โ€žToesca spricht [โ€ฆ] von Giotto als von einem โ€ždramaturgoโ€œ.โ€œ58 Die Berechtigung von Giotto als von einem Regisseur zu sprechen, ist insofern auch durch die Vermutung zu bekrรคftigen, er sei nicht allein fรผr seine Werke verantwortlich, sondern habe Aufgaben an Mitwirkende delegiert und somit einen ganzen Haushalt, ein team an Kรผnstlern beschรคftigt und koordiniert. Die Auftraggeber oder Produzenten beschรคftigten aber allein die Marke โ€˜Giottoโ€˜ als alleinigen Aufhรคnger der Werke. Zur Frage ob Giotto als alleiniger Urheber zu betrachten sei, ist anzumerken, daรŸ dies in diesem Zusammengang von keiner groรŸen Bedeutung zu sein scheint und hier auch nicht der geeignete Platz dafรผr ist, dies zu klรคren. Es ist insofern egal, als daรŸ die Bedeutung eines gesprochenen Satzes z.B. (in einem Film) unabhรคngig von dem jeweiligen Sprecher ist โ€“ der Inhaltstrรคger ist prinzipiell austauschbar, ohne daรŸ dadurch die Qualitรคt der inhaltlichen Aussage beeintrรคchtigt wรคre. Der Fokus einer Auseinandersetzung sollte losgelรถst vom Urheber sein: man mag sich lange mit Giotto (der Person und den Mythen etc.) beschรคftigen, aber โ€ž[j]e lรคnger man sich mit Giotto beschรคftigt, desto grรถรŸer wird die Bewunderung fรผr das Grundlegende und Wegweisende des von ihm Geschaffenen.โ€œ59 Gewรถhnlich spricht man davon, daรŸ groรŸe Kรผnstler nicht allein durch ihr Werk (spezielle Bildtypen, ikonographische Fรผlle etc.) bestechen, sondern auch durch ihre Wirkung; und besonders Giottos Bildauffassung wirkt noch bis zum heutigen Film nach. โ€žEs ist verkehrt, in ihm entwicklungsgeschichtlich immer die noch unvollkommenen Anfรคnge einer groรŸen Zukunft zu sehen. […] Seine Sicherheit beruht gerade darauf, daรŸ gewisse Mรถglichkeiten und Notwendigkeiten der kรผnftigen Entwicklung noch gar nicht in seinen Gesichtskreis treten.“60

Eine zusรคtzliche โ€“ wenn auch weiter hergeholte โ€“ Parallele zum Film lรครŸt sich in der Restaurationsmethode der Arena-Kapelle sehen: die von Cesare Brandi vorgeschlagene Vorgehensweise des strichbasierten Auftrags einer frischen, restaurierten Schicht in einem feinem diagonalen Raster auf die darunter noch sichtbaren Originalfresken, ist รคhnlich einer Wiederherstellung beschรคdigten Filmmaterials oder einer pixelbasierten Kodierung mittels eines bestimmten codecs, mit dem Ziel massenhafter wirtschaftlicher Distribution (z.B. Scans der Zelluloidstreifen und Umwandlung des Bild- und Tonmaterials als herkรถmmliche DVD-Formate oder Videodateien).

Zum SchluรŸ sei noch einmal die von Hetzer im Hinblick auf Giottos kรผnstlerische Tragweite geรคuรŸerte Bemerkung wiederholt, daรŸ โ€ž[e]s [โ€ฆ] das Eigentรผmliche epochemachender Menschen [ist], daรŸ wir uns immer mehr dazu aufgefordert fรผhlen, die fernste Zukunft mit ihnen zu verknรผpfen, als sie zur nรคchsten Vergangenheit in Bezug zu setzen. Vor ihnen liegt eine weite, aber zusammengehรถrende StraรŸe, hinter ihnen wurde die Brรผcke abgebrochen.โ€œ61 Als die Brรผder Lumiรจre im Jahr 1895 Teilnehmer einer Photographenversammlung in Neville waren, filmten sie die morgendliche Ankunft der anderen KongreรŸteilnehmer (Abb. 13) und prรคsentierten ihren Film am selbigen Abend dem erstaunten Publikum. Vor der teilweise sichtbaren Stadtkulisse von Neville treffen zahlreiche gutbetuchte Spezialisten ihrer Zunft (samt photographischen Apparaturen im Gepรคck) ein โ€“ der Strom der Menschen wird รผber einen Holzsteg laufend gezeigt, der den รœbergang von einem angelegten Schiff darstellt. Die Gruppe verteilt sich nach beiden Seiten und nur wenige der Herren und Damen schenken der Kamera Beachtung โ€“ sie kรถnnen ihr aber nicht ausweichen, da dies der einzige Weg auf das Festland fรผr sie ist. In ihrem Ankommen sind sie der Filmkamera ausgeliefert. In den wenigen sich kreuzenden Blicken und den weit hรคufigeren, sich entziehenden Kรถrpergesten ist eine Art von Arroganz oder MiรŸgunst zu spรผren. Der letzte Ankรถmmling schlieรŸlich blickt in die Kamera โ€“ seine Plattenkamera samt Stativ in der rechten Hand haltend โ€“ und hebt mit seiner linken Hand den Hut zum GruรŸ vor den Lumiรจres (Abb. 14). Er lรคchelt freundlich. Es wรคre interessant nachzuforschen, ob die gezeigte Brรผcke in Neville noch erhalten ist, der Steg den die Photographen zum รœbertritt aufs Festland nutzen war ohnehin nur provisorisch errichtet โ€“ die Filmkamera aber stand schon vor ihrer Ankunft dort und hat auf sie gewartet.

Dโ€“Literatur- und Medienverzeichnis

Alighieri, Dante: Die Gรถttliche Komรถdie. รœbersetzt von Karl Witte. Berlin 1916.

Beller, Hans: Aspekte der Filmmontage. Eine Art Einfรผhrung. In:  Handbuch der Filmmontage. Praxis und Prinzipien des Filmschnitts. Hg. von Hans Beller. Mรผnchen, 3., durchgesehene Auflage, 1999.

Nils Borstnar, Eckhard Pabst, Hans Jรผrgen Wulff: Einfรผhrung in die Film- und Fernsehwissenschaft. UTB. Weinheim 2002.

Online:http://www.montagetheorie.de/index_resources/theory/texte_tscherkassky/tscherkassky_film_kunst.html

Crowther, Paul: Philosophy After Postmodernism. Routledge. London/New York 2003.

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Vorlesungen รผber die ร„sthetik. (geh. 1817 und 1826) In: Werke Bd.13โ€“15. Auf Grundlage der Werke von 1832โ€“1845 neu editierte Ausgabe von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Suhrkamp. Frankfurt/M. 1992.

Heidegger, Martin: Kant und das Problem der Metaphysik. Friedrich Cohen Verlag. Bonn 1929.

Hetzer, Theodor: Bild als Bau. Elemente der Bildgestaltung von Giotto bis Tiepolo. Urachhaus Verlag. Stuttgart 1996.

Hetzer, Theodor: Giotto โ€“ Grundlegung der neuzeitlichen Kunst. Mรคander/Urachhaus Verlag. Stuttgart 1981.

Imdahl, Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1980.

Dirk Luckow, Jan Winkelmann: Moving Images. Film โ€“ Reflexion in der Kunst. Online: http://www.jnwnklmnn.de/moving.htm

Murphy, Mark C.: Alasdair MacIntyre. Contemporary Philosophy in Focus. Cambridge University Press. Cambride 2003.

Panofsky, Erwin: Stil und Medium im Film. 1936.

Sarapik, Virve: Artist And Myth. In: Folklore Vol. 15. Hrsg. von Mare Kรตiva und  Andres Kuperjanov. Folk Belief and Media Group of ELM. Tartu 2000.

Speckenbach, Jan: Match frame, jump cut und die Eventmontage. Online: http://www.montagetheorie.de/index_resources/theory/texte_speckenbach/event_montage.html

Steiner, Reinhard: Paradoxien der Nachahmung bei Giotto: die Grisaillen der Arenakapelle zu Padua. In: Kรถrner, Hans, u.a. (Hrsg.): Die Trauben des Zeuxis. Formen kรผnstlerischer Wirklichkeitsaneignung. Hildesheim, Zรผrich, New York 1990 (= Mรผnchner Beitrรคge zur Geschichte und Theorie der Kรผnste. 2.)

Schweppenhรคuser, Gerhard: Film als Massenmedium: Zur visuellen ร„sthetik der populรคren Kultur. Online: http://www.medienkunstnetz.de/quellentext/110/

Tarkowskij, Andrej: Die versiegelte Zeit. Gedanken zur Kunst, zur ร„sthetik und Poetik des Films. Berlin, Frankfurt/M., Wien 1984.

Tartaglia, James: Rorty and the Mirror of Nature. Routledge. London/New York 2007.

The Lumiรจre Brothers‘ First Films. Edited by Thierry Fremaux. Institut Lumiรจre/Archives du Film du Centre National de la Cinรฉmatographie. Im Verleih der Kino International. Institut Lumiรจre / Association Frรจres Lumiรจre 1996.

Tscherkassky, Peter: WeiรŸes Rechteck und Schwarzes Quadrat โ€“ รœber das Verhรคltnis von Film und bildender Kunst. In: An der Front der Bilder. Kinematographie als Kunst . Hg von Sixpack Film. Katalog, Wien 1998. Online:http://www.montagetheorie.de/index_resources/theory/texte_tscherkassky/tscherkassky_film_kunst.html

Van Dyke, John C.: A Text-Book of the History of Painting. Longmans, Green, and Company. New York 1909. 

Veltman, Kim H.: Perspective, Anamorphosis and Vision. In: Marburger Jahrbuch fรผr Kunstwissenschaft. 21. Band. Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universitรคt Marburg. Marburg 1986.

Wilde, Oscar: De Profundis. Online: http://www.upword.com/wilde/de_profundis.htmlEโ€“Bildverzeichnis

Nr. 8 bis 11 aus: 

The Lumiรจre Brothers‘ First Films. Edited by Thierry Fremaux. Institut Lumiรจre/Archives du Film du Centre National de la Cinรฉmatographie. Im Verleih der Kino International. Institut Lumiรจre / Association Frรจres Lumiรจre 1996.

(Stellen 15:03, 19:07, 33:27 und 58:08)

pastedGraphic.pngNr. 1 und 3: Quelle privat.

pastedGraphic.pngNr. 2 und 8 aus: 

Hetzer, Theodor: Giotto – Grundlegung der neuzeitlichen Kunst. Mรคander/Urachhaus Verlag. Stuttgart 1981.

(Doppelseiten 132/133 und 142/143)

pastedGraphic.pngNr. 7 und 12 aus: 

Imdahl, Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1980.

(Doppelseiten 188/189 und 166/167)

pastedGraphic.pngNr. 4 und 5 aus: 

The Lumiรจre Brothers‘ First Films. Edited by Thierry Fremaux. Institut Lumiรจre/Archives du Film du Centre National de la Cinรฉmatographie. Im Verleih der Kino International. Institut Lumiรจre / Association Frรจres Lumiรจre 1996.

(Stellen 2:43 und 3:00)

pastedGraphic.pngNr. 13 und 14 aus: 

The Lumiรจre Brothers‘ First Films. Edited by Thierry Fremaux. Institut Lumiรจre/Archives du Film du Centre National de la Cinรฉmatographie. Im Verleih der Kino International. Institut Lumiรจre / Association Frรจres Lumiรจre 1996.

(Stellen 4:09 und 4:39)

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pastedGraphic_3.png
pastedGraphic_4.png
pastedGraphic_5.png

1 Alighieri, Dante: Die Gรถttliche Komรถdie. Elfter Gesang. รœbersetzt von Karl Witte. Berlin 1916. S. 190.

2 Imdahl Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1996. S. 55.

3 Hetzer, Theodor: Bild als Bau. Elemente der Bildgestaltung von Giotto bis Tiepolo.. Urachhaus Verlag. Stuttgart 1996. S. 61f.

4 Ebd., S. 15.

5 Veltman, Kim H.: Perspective, Anamorphosis and Vision. In: Marburger Jahrbuch fรผr Kunstwissenschaft. 21. Band. Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universitรคt Marburg. Marburg 1986. S. 30f.

6 Die Bezeichnung vereint sowohl den Aspekt der Bewegung (Griechisch kinein) als auch die Referenz auf Schreibung und Beschreibung (Griechisch graphie).

7 Hetzer, Theodor: Giotto โ€“ Grundlegung der neuzeitlichen Kunst. Mรคander/Urachhaus Verlag. Stuttgart 1981. S. 31.

8 Heidegger, Martin: Kant und das Problem der Metaphysik. Friedrich Cohen Verlag. Bonn 1929, S. 193f.

9 Van Dyke, John C.: A Text-Book of the History of Painting. Longmans, Green and Company. New York 1909. S. 49.

10 Imdahl Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1996. S. 52.

11 Ebd., S. 11.

12 Hetzer, Theodor: Bild als Bau. Elemente der Bildgestaltung von Giotto bis Tiepolo.Urachhaus Verlag. Stuttgart 1996. S. 61.

13 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Vorlesungen รผber die ร„sthetik. (geh. 1817 und 1826) In: Werke Bd.13โ€“15. Auf Grundlage der Werke von 1832โ€“1845 neu editierte Ausgabe von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Suhrkamp. Fraknfurt/M. 1992.

14 Veltman, Kim H.: Perspective, Anamorphosis and Vision. In: Marburger Jahrbuch fรผr Kunstwissenschaft. 21. Band. Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universitรคt Marburg. Marburg 1986. S. 30.

15 Zyklus stammt aus dem Griechischen und bedeutet Kreis, kuklos.Weitere Verbindung: โ€œRund wie Giottos Oโ€œ (Abb. 3

16 Speckenbach, Jan: Match frame, jump cut und die Eventmontage. Online: http://www.montagetheorie.de/index_resources/theory/texte_speckenbach/event_montage.html. Zugriff: 10.08.2007.

17 Beller, Hans: Aspekte der Filmmontage. Eine Art Einfรผhrung. In:  Handbuch der Filmmontage. Praxis und Prinzipien des Filmschnitts. Hg. von Hans Beller. Mรผnchen, 3., durchgesehene Auflage, 1999. S. 12.

18 Obwohl das Bild an einigen Stellen kurz ruckelt und unscharf wird, was durch das manuelle Ankurbeln der Filmspule und die ungรผnstige Planlage des Materials verursacht ist.

19 Es gibt auch handkollorierte Exemplare anderer Filme.

20 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Vorlesungen รผber die ร„sthetik. In: Werke Bd.13โ€“15. Auf Grundlage der Werke von 1832โ€“1845 neu editierte Ausgabe von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Suhrkamp. Frankfurt/M. 1992.

21 Crowther, Paul: Philosophy After Postmodernism. Routledge. London/New York 2003. S. 213.

22 Tartaglia, James: Rorty and the Mirror of Nature. Routledge. London/New York 2007. S. 16.

23 Dirk Luckow, Jan Winkelmann: Moving Images. Film โ€“ Reflexion in der Kunst. Online: http://www.jnwnklmnn.de/moving.htm. Zugriff: 30.11.2006.

24 Sarapik, Virve: Artist And Myth. In: Folklore Vol. 15. Hrsg. von Mare Kรตiva und  Andres Kuperjanov. Folk Belief and Media Group of ELM. Tartu 2000. S. 43.

25 Giovanni Boccaccio: Das Decameron. รœbers. von Karl Witte und durchges. von Helmut Bode. Artemis & Winkler. Mรผnchen 1991. S. 187.

26 Sarapik, Virve: Artist And Myth. In: Folklore Vol. 15. Hrsg. von Mare Kรตiva und  Andres Kuperjanov. Folk Belief and Media Group of ELM. Tartu 2000. S. 44.

27 Tscherkassky, Peter: WeiรŸes Rechteck und Schwarzes Quadrat โ€“ รœber das Verhรคltnis von Film und bildender Kunst. In: An der Front der Bilder. Kinematographie als Kunst . Hg. von Sixpack Film. Katalog, Wien 1998. Online: http://www.montagetheorie.de/index_resources/theory/texte_tscherkassky/tscherkassky_film_kunst.html.

28 Schweppenhรคuser, Gerhard: Film als Massenmedium: Zur visuellen ร„sthetik der populรคren Kultur. Online: http://www.medienkunstnetz.de/quellentext/110/. Zugriff: 30.11.2006.

29 Ebd.

30 Im รœbrigen gibt es davon sogar mehrere Fassungen die alle die gleiche Bewegungsstruktur aufzeigen โ€“ mit nur minimalen Unterschieden.

31 Imdahl, Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1980. S. 20.

32 Ebd.,S. 136

33 Imdahl Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1996. S. 61f.

34 Ebd., S. 82.

35 Ebd., S. 83.

36 Imdahl Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1996. S. 78.

37 Murphy, Mark C.: Alasdair MacIntyre. Contemporary Philosophy in Focus. Cambridge University Press. Cambride 2003. S. 191.

38 Nils Borstnar, Eckhard Pabst, Hans Jรผrgen Wulff: Einfรผhrung in die Film- und Fernsehwissenschaft. UTB. Weinheim 2002. S. 134. 

Online: http://www.montagetheorie.de/index_resources/theory/texte_tscherkassky/tscherkassky_film_kunst.html. 

Zugriff: 10.08.2007.

39 Tarkowskij, Andrej: Die versiegelte Zeit. Gedanken zur Kunst, zur ร„sthetik und Poetik des Films. Berlin, Frankfurt/M., Wien 1984. S. 132f.

40 Vgl. Panofsky, Erwin: Stil und Medium im Film. 1936. AnlรครŸlich der Neugrรผndung der Film Library des Museums of Modern Art in New York verfaรŸter Vortrag โ€˜On Moviesโ€˜, spรคter unter dem Titel โ€˜Style and Medium in the Motion Picture(s)โ€˜ bekannt.

41 Ebd.

42 Wilde, Oscar: De Profundis. Online: http://www.upword.com/wilde/de_profundis.html.

43 Imdahl, Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1980. S. 117.

44 Imdahl, Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1980. S. 19.

45 Ebd., S. 20.

46 Crowther, Paul: Philosophy After Postmodernism. Routledge. London/New York 2003. S. 212.

47 Tscherkassky, Peter: WeiรŸes Rechteck und Schwarzes Quadrat โ€“ รœber das Verhรคltnis von Film und bildender Kunst. In: An der Front der Bilder. Kinematographie als Kunst . Hg von Sixpack Film. Katalog, Wien 1998. Online: http://www.montagetheorie.de/index_resources/theory/texte_tscherkassky/tscherkassky_film_kunst.html.

48 Veltman, Kim H.: Perspective, Anamorphosis and Vision. In: Marburger Jahrbuch fรผr Kunstwissenschaft. 21. Band. Verlag des Kunstgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universitรคt Marburg. Marburg 1986. S. 203f.

49 Ebd., S. 204.

50 Vgl.: Steiner, Reinhard: Paradoxien der Nachahmung bei Giotto: die Grisaillen der Arenakapelle zu Padua. In: Kรถrner, Hans, u.a. (Hrsg.): Die Trauben des Zeuxis. Formen kรผnstlerischer Wirklichkeitsaneignung. Hildesheim, Zรผrich, New York 1990 (= Mรผnchner Beitrรคge zur Geschichte und Theorie der Kรผnste. 2.), S. 61โ€“86. bes. S. 75.

51 Hetzer, Theodor: Bild als Bau. Elemente der Bildgestaltung von Giotto bis Tiepolo. Urachhaus Verlag. Stuttgart 1996. S 15.

52 Die fast schon obsessive Beschรคftigung der Lumiรจres mit selbstreferentiellen Motiven ist den Abbildungen acht bis elf zu entnehmen.

53 Imdahl, Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1980. S. 118.

54 Hetzer, Theodor: Bild als Bau. Elemente der Bildgestaltung von Giotto bis Tiepolo. Urachhaus Verlag. Stuttgart 1996. S. 20.

55 Hetzter, Theodor: Bild als Bau. Elemente der Bildgestaltung von Giotto bis Tiepolo. Urachhaus Verlag. Stuttgart 1996. 

S. 14.

56 Imdahl, Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1980. S. 26.

57 Van Dyke, John C.: A Text-Book of the History of Painting. Longmans, Green, and Company. New York 1909. S. 53.

58 Imdahl, Max: Giotto, Arenfresken: Ikonographie, Ikonologie, Ikonik. Wilhelm Fink Verlag. Mรผnchen 1980. S. 12.

59 Hetzer, Theodor: Bild als Bau. Elemente der Bildgestaltung von Giotto bis Tiepolo. Urachhaus Verlag. Stuttgart 1996. S. 66.

60 Hetzer, Theodor: Bild als Bau. Elemente der Bildgestaltung von Giotto bis Tiepolo. Urachhaus Verlag. Stuttgart 1996. S. 66.

61 Ebd., S. 61f. 

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